Sonntag, Januar 28, 2007

Rollifahrer stehen auf Bad Waldsee

Rollifahrer stehen auf Bad Waldsee

BAD WALDSEE (mik) Bad Waldsee hat bei Rollifahrern einen Stein im Brett. Auf der Stuttgarter Tourismusmesse CMT heimste die Stadt einen begehrten Preis ein: den Silbernen Rollstuhl. Die Auszeichnung erhalten Orte und Regionen, die sich besonders um Menschen mit einem Handicap bemühen.

Alljährlich zeichnet der ABS (Aktive Behinderte Stuttgart) bei der CMT Orte und Regionen für besonders behindertenfreundliche und barrierefreie Urlaubsangebote mit dem Goldenen, Silbernen und Bronzenen Rollstuhl aus. Der Silberne Rollstuhl ging in diesem Jahr nach Bad Waldsee.

Dabei hatte sich Bad Waldsee eigentlich gar nicht beworben. Hans Kreiter, Initiator des "Goldenen Rollstuhls" und Vorsitzender der "Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle", hatte die Stadt während einer dreiwöchigen Reha quasi nebenbei gründlich auf ihre Eignung für Menschen mit Handicaps unter die Lupe genommen. Von dem Gesehenen war Kreiter, der selbst Rollstuhlfahrer ist, mehr als überzeugt. "Schon beim freundlichen 'Grüß Gott' der Einheimischen wird der Gast in Bad Waldsee hellhörig. Hat da wirklich jemand ihn gegrüßt, ihn als Fremden?", sagte er bei der Übergabe des Preises an Kurgeschäftsführer Gschwind. In Bad Waldsee werde das Wort "Gastfreundschaft" groß geschrieben, man habe das Gefühl, willkommen zu sein - nicht nur als Normalbürger, sondern auch als Mensch mit Behinderung.

Die Türen stehen allen offen

In seiner Laudatio hob Kreiter neben der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung besonders die behindertengerechte Infrastruktur in der Stadt hervor. So hätten viele ursprünglich nur über Treppen zugängliche Geschäfte Rampen angelegt, und das Haus am See und die Tourist-Info seien dank der Schiebetüren für alle zugänglich. Auch der Rundweg um den Stadtsee könne problemlos mit dem Rollstuhl bewältigt werden. Genügend Behindertenparkplätze und ein kleiner Stadtführer mit allen Informationen für Betroffene erleichterten die Entdeckung der Stadt. Dass die schweren Portale in St. Peter mit elektrischen Türöffnern versehen sind, während der Denkmalschutz dies andernorts ablehne und den Zugang für Behinderte oft unmöglich mache, war für Kreiter ein weiterer Pluspunkt.

Thermalbad gilt als vorbildlich

Vorbildlich gibt sich aus Sicht des Rollifahrers auch die Waldsee-Therme, die über alle erforderlichen Einrichtungen vom Lift ins Wasser bis zum höhenverstellbaren Föhn und entsprechende Zimmer in den Kliniken verfügt. Positiv zu Buche schlug auch die Anschaffung eines Niederflurbusses für Rollifahrer und Gehbehinderte, aber auch Eltern mit Kinderwagen.

Der Goldene Rollstuhl ging an die Münsterland Touristik. Einmal wurde die ungewöhnlich umfangreiche Broschüre "Münsterland für Alle" ausgezeichnet, die sämtliche Angebote und Möglichkeiten in der Region für Menschen mit einer Behinderung aufzeigt. Den Preis teilt man sich mit dem Altenberger "Wegbereiter - der integrative Reitweg" für Menschen mit und ohne Handicap. Dabei handelt es um eine Initiative verschiedener Gemeinden, die auf 15 Kilometern zwei reizvolle Reitstrecken auswiesen und die Rou-ten mit mehreren Aufstiegshilfen und barrierefreien Stationen samt Gasträumen und Toiletten ausstatteten.

Der dritte Preis ging an die Ferienregion Eichsfeld/Duderstadt zwischen Harz und Thüringer Wald für ihr "Rollstuhlwandern im Eichsfeld". Dort wurden rund 80 Kilometer rollstuhlgerechte Wanderwege präpariert.

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