Donnerstag, März 01, 2007

Weltmeister mit Handicap

SANKT AUGUSTIN. „Im Sportunterricht üben wir, wie man möglichst kraftsparend und gelenkschonend fährt. Und wie man Bordsteine hoch und runter kommt“, schildert Lehrerin Ute Herzog. Ganz normal ist er nicht, der Sportunterricht an der Rheinischen Förderschule. Mehr als 300 Schüler besuchen die Förderschule, alle sind körperlich behindert. Aber wer im Rollstuhl sitzt, muss deshalb noch lange nicht auf alles verzichten, was gesunde Kinder machen. Er kann sogar Spitzensportler werden. Das sollte die Aktion „Rund um den Rollstuhl“ zeigen, bei der viel Prominenz zu Gast war.

Zum Beispiel der Weltmeister Holger Nikelis. Mit 17 Jahren brach er sich im Spanienurlaub bei einem Kopfsprung ins flache Wasser einen Halswirbel, seitdem ist er querschnittsgelähmt. Der Tischtennisspieler übte seinen Sport trotz des schweren Handikaps weiter aus, ist mittlerweile sogar Weltmeister. Erfolgsgeschichten machen Mut, auch den Angehörigen. „Nicht nur die Kinder selbst, sondern auch die Eltern und Lehrer sollen sehen, was man mit dem Rollstuhl alles machen kann“, sagt Ute Herzog, die den Aktionstag organisiert hat und ehrenamtlich im deutschen Rollstuhlsportverbund tätig ist. Daher hat sie auch die Kontakte zu den Sportlern.

Tischtennis und Paartanz, Basketball und Elektrorollstuhl-Hockey - Mitmachaktionen zeigten die Bandbreite dessen, was auch ohne Gehvermögen möglich ist. Die Kinder, die etwas ausprobierten, waren meist überrascht, wie gut das klappte.

Rollentausch: Auch wer nicht gehbehindert ist, hatte die Möglichkeit, sich einmal probeweise in den Rollstuhl zu setzen, um am eigenen Leibe das Handikap zu spüren. Ein Rollstuhlparcour simulierte die täglichen Herausforderungen, denen sich Rollstuhlfahrer stellen müssen: Bordsteine, Stufen und Kopfsteinpflaster. Der Verein „Kinderträume Bonn“ steuerte außerdem eine Rollstuhlwaage bei, die maß, ob die Rollstühle richtig eingestellt sind. Eine Behinderung bedeutet zwar eine massive Einschränkung, aber nicht zwangsläufig den Verzicht auf alle Abenteuer des Lebens, das vermittelte Andreas Pröve. Er reiste mit Rollstuhl und Handbike durch Indien.

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