Mittwoch, Februar 07, 2007

Rollstuhlfahren mal ganz anders

Rollstuhlfahren mal ganz anders

(fn/10.1.2007-16:40) Von Fabian Nitschmann
Gummersbach – Aaron Fotheringham hat seinen Rollstuhl zum Sportgerät gemacht - derzeit ist der junge Amerikaner auf Europa-Tournee und begeistert seine Zuschauer mit Saltos und Schrauben.

[Bilder: Mischa Peters --- Beim Fotoshooting präsentierte Aaron einige seiner Tricks auf dem Rollstuhl.]

Aaron Fotheringham aus Las Vegas ist seit seiner Geburt gehbehindert, doch das ließ ihn nicht verzweifeln. Während sein Bruder mit seinem BMX-Rad auf Rampen fuhr und tolle Stunts hinlegte, begann Aaron im Alter von neun Jahren, seinem Bruder mit dem Rollstuhl nachzueifern. Heute ist er 15 Jahre alt und legt mit seinem Rollstuhl einen Rückwärtssalto, einen so genannten "Backflip", hin. Nachmachen konnte ihm das bisher noch niemand.

Seit letzter Woche ist Aaron auf Europa-Tournee. Am Samstag startete er bei einem BMX-Contest in Prag, bei dem er den Konkurrenten auf den BMX-Rädern mit seinem Rollstuhl kräftig einheizte. Am kommenden Samstag nimmt er an einem ähnlichen Wettbewerb in Wuppertal teil. Zwischen den beiden Events wohnt Aaron mit seiner Mutter Kaylene im Victor's Residenz Hotel in Gummersbach. Von dort aus haben die beiden, begleitet von Freddy Pritzkau, Mitarbeiter bei Schwalbe und selbst Rollstuhl-Sportler, schon einige Ausflüge in die ungewohnte, weil hügelige, Umgebung unternommen.

Im persönlichen Gespräch erzählte Aaron, dass er sich sehr freuen würde, wenn noch andere Jugendliche das „Hardcore Sitting", wie er seine Sportart selber nennt, ausprobieren würden, und es irgendwann Wettkämpfe unter Rollstuhlfahrern geben würde. „In den Wettkämpfen mit BMX-Fahrern kann ich zwar Plätze auf dem Podium belegen, aber wenn ich gegen andere Rollstuhlfahrer antreten könnte, wäre das schon noch etwas anderes", so Aaron.

[Auch Steilkurven auf einem Rad sind für Aaron kein Problem.]

Sein Traum für die Zukunft ist daher, dass er seinen Sport professionell ausführen kann, wobei der finanzielle Aspekt nicht im Vordergrund steht. Ihm geht es hauptsächlich um den Spaß, den auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung haben können. Er möchte Vorbild sein für das, was gehbehinderte Menschen alles leisten können. Eine Gehbehinderung sei kein Grund, zu verzweifeln, so Mutter Kaylene. „Aber wenn das nicht klappt, würde ich gerne Ingenieur werden, um meine Rollstühle selber weiterentwickeln zu können", erzählt Aaron und beweist damit, dass er den Rollstuhl kaum noch als lästig ansieht.

Auch die Firma Schwalbe wurde auf den jungen Aaron aufmerksam und lud ihn daraufhin ein, nach Europa zu kommen. Für Aaron wurden ein spezielle Rollstuhlreifen angefertigt, mit denen er, wie er selber sagt, „mehr Grip für die Stunts“ habe. Seine Mutter berichtet zudem von der größeren Stabilität der Pneus, die im Gegensatz zu vielen anderen Reifen auch bei schwerem Untergrund im amerikanischen „Desert“ noch nicht zu Bruch gegangen seien.

Zu Bruch gegangen ist, trotz all der wilden Aktionen beim „Hardcore-Sitting“, zum Glück auch bei Aaron selber noch nichts. Bis auf ein paar Schürfwunden, Prellungen und Stauchungen ist nichts Schlimmeres passiert. Deshalb hat auch Kaylene Fotheringham keine Angst um ihren Sohn: „Mit dem Rollstuhl kann im Prinzip nicht mehr passieren als auf dem Bike oder einem Skateboard auch. Er trägt ja schließlich auch einen Helm“.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es gibt ein interview mit Aaron hier:

http://www.imrollstuhl.de/Aaron_Fotheringham.html